Wie müsste Schule sein, damit du deine Kinder hinschicken würdest? Eine Frage, die mir in den letzten Jahren wirklich oft gestellt wurde. Und mehr denn je finde ich, dass diese Frage einen Haken hat. Denn warum eigentlich Schule? Warum immer diese Idee, dass wir kleine Menschen aus der Familie herausnehmen und irgendwo hin geben müssten? Und warum immer die Frage, was sich an der Schule ändern müsste damit ich die kleinen Menschen dorthin geben würde.
Ich möchte die kleinen Menschen hier nicht irgendwo abgeben. Ich habe nicht das Bedürfnis danach. Ich bin gerne Mama und ich verbringe gerne Zeit mit ihnen, ich schaue ihnen gerne bei ihren Entdeckungen und Erfahrungen zu und es macht mich glücklich, daran teilhaben zu können.
Ich möchte jetzt Zeit für sie haben. Jetzt, wo sie mich brauchen und meine Nähe suchen und nicht später einmal, wenn sie es in der Art und Weise eigentlich nicht mehr brauchen. Und auch, wenn das etliche nicht verstehen können oder wollen, daran würde sich auch dann nichts ändern, wenn so eine angebliche „Traumschule“ in der Nachbarschaft liegen würde.
Gut das sollte ich relativieren. Wenn diese „Schule“ ein Ort der Begegnung wäre, ein Ort wo jeder hin kommen kann, gleich welchen Alters, gleich wann und wie lange er will. Wenn er sich dort Wissen aneignen könnte im ganz eigenen Tempo und ohne sich an irgendwelche Lehr- oder Zeitpläne zu halten und danach beurteilt zu werden – ja, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir viel Zeit dort verbringen würden. Aber dann wäre es keine Schule mehr und wir, als Eltern würden die kleinen Menschen hier dennoch nicht einfach dort abgeben …
Das kann sich aber nicht jeder leisten
Oh ja, dieses vermeintliche Totschlagargument und die Idee, dass wir, die wir diesen Weg gehen besonders privilegiert wären – in irgendeiner Art und Weise. Ich kenne keine Familie, die sich dieses Leben (ohne Schule) in dem Sinn leisten kann – ich kenne aber auch keine Familie, die es sich nicht leisten könnte. Dafür kenne ich so unendlich viele Familien, die so viele verschiedene Wege und Lösungen für sich gefunden haben, um dieses Leben leben zu können. Weil sie es wollen und weil sie überzeugt davon sind, es auch zu schaffen.
Hier geht es im Grunde nicht um Privilegien, sondern eigentlich nur darum jenen Weg zu gehen, der sich für uns richtig anfühlt und mit dem wir glücklich sind.
Wie müsste Schule sein, … Diese Frage impliziert die Notwendigkeit der Fremdbetreuung und stellt das Begleiten in der Familie als Notlösung dar, aus Mangel an Alternativen.
Es stimmt schon – meine Kritik am vorherrschenden Schulsystem ist nicht gerade klein und dennoch. Dennoch geht es bei unserer Entscheidung die kleinen Menschen hier selbst zu begleiten in erster Linie nicht ums Schulsystem und um das Fehlen von guten Schulen. Denn letzten Endes hätten wir uns so eine Schule auch selbst machen können. Nur, genau darin sehe ich keine Notwendigkeit. Schule ist in meinen Augen etwas künstlich erzeugtes. Ein Raum, den es im natürlichen Miteinander so nicht gibt. Mal abgesehen davon, dass diese Generationentrennung wie auch Alterstrennung nicht natürlich ist und eigentlich nur dazu führt, dass wir immer weniger miteinander anzufangen wissen. Und in eben diesem Raum wird dann künstlich Lebendigkeit erzeugt und der „Ernst“ des Lebens gelehrt. Statt das Leben einfach zuzulassen. Statt es sich entfalten zu lassen so wie es sich entfalten möchte.
Und aus eben diesem Grund kann ich die Frage „wie Schule sein müsste“ im Grunde nicht wirklich beantworten. Denn Schule (ebenso wie Kindergarten eigentlich) ist für mich keine Notwendigkeit. Es ist eine Möglichkeit, die manchen Menschen hilft. Und wir, wir haben einfach eine andere Möglichkeit gewählt. Eine, die sich für uns stimmiger anfühlt.
Erstmals erschienen auf http://linilindmayer.com