Der Begriff „sinnerfassendes Lesen“ ist derzeit in vieler Munde (und Medien). Auch Freilerner-Eltern werden des öfteren gefragt, ob ihre Kinder denn „sinnerfassend“ lesen könnten. Das hat mich dazu gebracht, über diese Formulierung nachzudenken und zu beobachten, WARUM unsere Kinder Bücher in die Hand nehmen: Sie sind NEUGIERIG, was in dem Buch steht, sie WOLLEN die Geschichte kennenlernen, sie MÖCHTEN etwas Bestimmtes wissen! Sie tun es aus eigenem Antrieb! Wenn sie etwas nicht verstehen, fragen sie uns Eltern danach. Durch diesen natürlichen Prozess – Neugier-Interesse-Ausprobieren-Erfahrungen sammeln – entsteht „LESEN“! Und – ehrlich gefragt – wie könnte diese Fähigkeit entstehen, wenn kein SINN dahinter wäre…?
Das Lesen als rein motorische Tätigkeit, ohne jeglichen Sinn erfassen zu wollen, bedeutet, eine Tätigkeit auszuüben, die völlig von ihrem Zweck entleert ist! Vergleichbar mit Gehen, ohne vom Fleck zu kommen, oder Essen, ohne satt zu werden. Wenn junge Menschen in Schulen zwar Lesen lernen aber dabei keinen Sinn erfassen, dann ist das ein deutlich wahrnehmbares Alarmsignal: Wir zwingen sie, etwas zu tun, was für sie keinerlei Sinn hat! Wir zwingen sie, sich von ihrem Menschsein zu entfremden!